Stadion-Talk: 25 Jahre Kampf ums Sechzger

Außerhalb eines Löwenheimspiels ein paar Stunden im Inneren des Sechzgerstadions verbringen? Möglich machte es der „Stadion-Talk“ 25 Jahre Kampf ums Sechzger am 04. März 2020 in der Stadionwirtschaft. Wenige Wochen vor dem ersten Lockdown der Covid19-Pandemie kamen Personen aus mehreren Generationen Fanszene zusammen, um die bei Sechzig seit jeder omnipräsente „Stadionfrage“ Revue passieren zu lassen.
Im Vorfeld der Veranstaltung war die Presse auf dieses durchaus interessante Stück Münchner Stadtgeschichte aufmerksam geworden und interviewte unseren Sprecher Alexander Zeilhofer. In Kombination mit unserer breit angelegten Bewerbung des Abends führte dies zu einem proppenvollen Saal, bei dem selbst alle Stehplätze restlos belegt waren.
Uns und unseren MitveranstalterInnen von Freunde des Sechz’ger Stadions e.V. war es an diesem Abend ein Anliegen, den Stadionkampf aus Fanperspektive zu erzählen und sichtbar zu machen, welches Engagement organisierte und unorganisierte Fans zu unterschiedlichen Phasen seit Mitte der 1990er Jahre wahlweise in den Verbleib, Erhalt und/oder in den Ausbau des Stadions investiert haben. Denn eines – so die offensichtliche Botschaft des Abends – muss allen bewusst sein: Dass das Sechzgerstadion heute noch steht, ist beileibe keine Selbstverständlichkeit!
Zu Beginn wurde vom Moderator des Abends Mauri verdeutlicht, dass der lose und unorganisierte Stadionkampf bereits weitaus länger als 25 Jahre zurückreicht – nämlich in die 1970er Jahre. Ab 1994/95 nahm diese Strömung unter den Fans aber um ein Vielfaches mehr an Organisation und Struktur an, was die Faninitiative Sechzger-Stadion und kurz darauf die Gründung der Freunde des Sechz’ger Stadions e.V. nach sich zog. Ausgehend von den Anfangsjahren sprachen zu einer fortlaufend bebilderten Präsentation für die unterschiedlichen Jahre „des Kampfes“ stellvertretend und chronologisch die folgenden Podiumsgäste:
Nachdem der Himmel voller Geigen hing [Durchmarsch der Löwen in die Bundesliga], und die 13+4 Regel plötzlich vom Präsidium gekippt wurde [pro Saison 13 Spiele im Sechzgerstadion und 4 im Olympiastadion] haben wir uns zu dritt in Untergiesing zusammengesetzt und gesagt, jetzt müssen wir was machen.
Die Freunde des Sechz’ger Stadions haben natürlich nicht bloß diesen Kampf bei Sechzig begonnen, sondern […] versucht das Ganze auf seriöse Beine zu stellen und haben den Kontakt zur Politik aufgenommen.
Nachdem wir bei der KGaA für dieses Anliegen überhaupt kein Gehör gefunden haben – im Gegenteil die Verantwortlichen wären damals froh gewesen, wenn das Ding abgerissen worden wäre – […] wollte ich das so nicht stehen lassen. […] Und dann waren wir auf einmal dreißig bis vierzig, fünfzig Leute, die Bock hatten, was zu organisieren.
Wir haben dann drei Aktionen gestartet, die in der Presse für sehr viel Aufmerksamkeit gesorgt haben […] die eine war der Giesinger Kneipenabend mit Lichterkette ums Sechzgerstadion. Solche Bilder sieht man heute alle zwei Wochen – damals war es eher die Ausnahme […] Es war ein unvergesslicher Abend unter der Woche: da sind Szenen passiert […] und wie das ganze Viertel Kopf stand, das hat mich schon sehr stolz gemacht.
Einer der schönsten Tage der jüngeren Geschichte […] war dann sicher das erste Heimspiel im Sechzger gegen Burghausen – der volle Hammer! […] Im Anschluss ist sehr viel positive Presse aufgekommen zu Sechzig und zum Viertel. Und da war dann die Überlegung da, die Welle zu nutzen, damit nicht nur über uns berichtet wird, sondern wir auch selbst zu Wort kommen.
Begleitet wurde der Abend von einer Ausstellung, bestehend aus mehreren Stellwänden, die mit allerlei Devotionalien verschiedenster Fanclubs und Fangruppierungen behangen waren: etwa historischen wie aktuellen Demo-Plakaten, Aufklebern, Pins, Buttons, Schals, T-Shirts, Pullis, Doppelhaltern und Artikeln, die in irgendeiner Form das Sechzgerstadion und/oder die Liebe der Fans zu ihm thematisieren.
Ob für Anwohnende, JournalistInnen oder gerade die jüngeren Fans unter uns: Wir hoffen, einen Einblick in die ehrenamtliche Arbeit der unterschiedlichsten Akteure und Fan-Generationen geliefert zu haben. Neben finanziellen und sportlichen Gründen, welche die Rückkehr der Löwen ins Sechzger Stadion erforderlich gemacht haben, darf nie vergessen werden: hierdurch wurde eine emotionale Sehnsucht nach Heimat gestillt, die seitens Stadtpolitik und Vereinsspitze teilweise jahrzehntelang missachtet wurde.
Der Kampf ums Sechzger hat sich für Verein, Fans und Viertel bisher auf jeden Fall gelohnt und wir Fans werden ihn weiter führen, bis das Ziel eines dauerhaften und ligaunabhängigen Verbleibs der Löwenprofis im Sechzgerstadion erreicht ist!